Jetzt aber schnell! Oberstufentheater

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Sechs Menschen wollen sich selbstoptimieren, schließlich ist man nur vorne mit dabei, wenn man perfekt strukturiert, hervorragend organisiert und vollkommen diszipliniert ist. Sie nehmen deswegen an einem Seminar teil, das jede Sekunde nutzt, um dieses Effizienzstreben zu fördern. Da schlägt ein Sonnensturm zu, sorgt für einen Stromausfall und damit für die Verriegelung des Seminargebäudes. Zu allem Überfluss fallen deshalb auch alle elektronischen Geräte aus – wie werden die Menschen diese Situation ohne Handys, Tablets, Laptops, ja ohne einen verlässlichen Zeitmesser meistern?

Die Antwort auf diese Frage des satirischen Zweiakters „Jetzt aber schnell“ von Holger Klän gab die Oberstufentheatergruppe Mitte März unter der Regie von Ruth Konrad:

Der Unternehmer Peer Luschke (Joel Biermann) erschreckt die Zuschauer mit einem cholerischen Anfall, weil die Dinge einmal nicht so laufen, wie er das möchte.

Die Influencerin Natascha Rübke (Lina Schwarz) verzweifelt ob der Tatsache, dass ihr Freund sie verlassen wird, weil sie nicht innerhalb von vier Minuten auf seine WhatsApp-Nachricht antworten kann.

Die Schülerin Lizzy Laub (Anna Frank) sieht ihr Abitur gefährdet, da ihr wertvolle Vorbereitungszeit verloren geht.

Die Journalistin Jutta Schneidel (Leonie Wachsmann) versucht ihr Möglichstes, die hysterische, tablettenabhängige Seminarleiterin Karin Stroll (Hannah Weidt) zu unterstützen, was auch die einzige Aufgabe ihrer unterwürfigen Assistentin Pia Bölz (Rosa Lenzner) ist.

Nur die Hausfrau Grit Billmann (Marie Zimmermann), die am Seminar teilnimmt, um wieder im Beruf Fuß fassen zu können, wirkt gelassen, erscheint ihr die permanente Nutzung digitaler Kanäle sowieso befremdlich.

Auch der Handwerksmeister Kai-Uwe Pronz (Emely Knobloch) möchte die Situation für sich nutzen und versucht wenig charmant und völlig erfolglos bei den anwesenden Frauen zu landen.

Im Hintergrund lehnt sich währenddessen der Hausmeister Heiner Kramm (Katharina Deinhardt) zurück und beobachtet schmunzelnd zunächst, wie die Kursteilnehmer zunehmend verzweifelt mit der Situation umgehen, und dann kopfschüttelnd, wie sich alle sofort wieder in den durchgetakteten Zeitplan stürzen, als endlich, endlich der Strom wieder da ist.

Das gesamte Ensemble erweckte die Charaktere durch eine technisch versierte und emotional authentische Darstellung absolut glaubhaft zum Leben. Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler tauchten in ihre Rollen ein und versetzten das Publikum mit ihrer bemerkenswerten Präsenz ins Staunen. Manch einer der Zuschauer und Zuschauerinnen mag sich auch deshalb im Personal dieses Stücks wieder gefunden haben und hat hoffentlich mehr über die Illusion von Zeit- und Selbstoptimierung gelernt, als die Figuren auf der Bühne, die dem Publikum einen vergnüglichen Abend bereitet haben.

SB