Johann Gottfried Herder unser Schulpatron
„Herder war ein wirklicher Lehrer der Grazie. Seine Lehrmethode war so vortrefflich, sein Umgang mit Schülern so human, dass sie keiner Lektion mit größerer Lust beiwohnten als derjenigen, die von ihm gegeben ward."
Dies berichtete ein Schüler über Johann Gottfried Herder, als dieser noch Lehrer an der Domschule in Riga war. (1764-1769)
Er unterrichtete in den Fächern Naturkunde, Mathematik, Geschichte, französische Sprache, deutscher Stil.
Später ist er in Weimar neben seiner Aufgabe als Prediger an der Stadtpfarrkirche auch mit der Aufsicht über das Schulwesen betraut.
Nur mühevoll und stückweise gelingt es ihm, Reformen durchzuführen und die finanzielle und materielle Ausstattung zu verbessern.
1787 verfasst Herder selbst ein „Buchstaben und Lesebuch" für den Elementarunterricht und richtet 1788 ein Lehrerseminar ein.
Im Schatten der viel zitierten „Weimarer Klassik" bleibt die Bildungssituation das vernachlässigte Stiefkind. Nur dem Engagement Herders ist es zu verdanken, dass es während seiner Wirkungszeit zu einigen Verbesserungen für die Schüler kam. Herder erreichte mit seinen Reformansätzen zumindest eine Linderung der Bildungsmisere im Herzogtum Sachsen-Weimar. Die politischen Bedingungen des feudalen Hofstaates ließen offenbar nicht mehr Fortschritte zu. Gegen diese rückständigen Verhältnisse kämpfte er beharrlich an und versuchte die materiellen Bedingungen für die Bildung der Jugend zu verbessern. Seine geistige Position als „Volksaufklärer" zeigte sich schon in einem frühen Essay, den er als junger Mann von 19 Jahren geschrieben hatte: „Wie können die Wahrheiten der Philosophie zum Besten des Volkes allgemeiner und nützlicher werden?"
Diese Fragestellung prägte ein Leben lang sein geistiges Schaffen und seine Tätigkeit als Schulreformer.
„Der Staat habe keine Sache, die ihm näher am Herzen liegen soll,
als die Bildung der Jugend." J. Gottfried Herder
Darüberhinaus war unser Schulpatron eine geistige Kapazität seiner Zeit.
Als Philosoph und gelehrter Literat war er den Ideen der Aufklärung verpflichtet.
Friedbert Stühler
Stationen seines Lebens
1744 am 25.August in Mohrungen (Ostpreußen) geboren
Vater Gottfried Herder ist Elementarlehrer.
Mutter Anna Elisabeth entstammt einer Schuhmacherfamilie.
Besuch der Stadtschule in Mohrungen
1762 Studium in Königsberg an der Theologischen Fakultät
Herder hört Vorlesungen bei Kant und liest begeistert
die Schriften von J.J.Rousseau, Leibnitz, Kepler u. Newton.
1765 Lehrer an der Domschule in Riga und feste Predigerstelle
1769 Entlassung aus den Ämtern auf eigenen Wunsch hin und
anschließende Reisen nach Frankreich, Darmstadt u. Straßburg
1770 Erste Bekanntschaft mit dem jungen Goethe in Straßburg
im Gasthof "Zum Geist"
Goethe spricht später in "Dichtung und Wahrheit" von einem
Schlüsselerlebnis:
- gemeinsame literarische Arbeit
- Entdeckung der originalen Dichtung in der Volkspoesie
- programmatische Entwürfe für die Sturm und Drang-Bewegung
1773 Vermählung mit Caroline Flachsland
Sie schenkte ihm 8 Kinder.
1776 Auf Veranlassung Goethes wird Herder nach Weimar berufen
als Generalsuperintendent.Er ist verantwortlich für das
Kirchen- und Schulwesen und arbeitet an Reformplänen,die er
aber nicht alle realisieren kann.Er kümmert sich um die
Ausbildung und Bezahlung von Lehrern, hält Schulreden und
gibt ein Schulbuch für den Elementarunterricht heraus.
Neben seinen Amtspflichten ist er schriftstellerisch tätig und pflegt
umfangreiche Korrespondenz.
Bekanntschaft mit Wieland und Schiller; später Freundschaft mit
dem fränkischen Dichter Jean Paul.
Das Verhältnis zu Goethe kühlt im Laufe der Zeit merklich ab.
1788 Bildungsreise nach Rom über Bamberg und Nürnberg
Hohes Lob auf die fränkische Landschaft
1789 Sympathien Herders für die Französische Revolution
1799 Auseinandersetzung mit Kants "Kritik der reinen Vernunft"
1803 Schwere Erkrankung; Kur in Eger; mehrere Schlaganfälle;
J. Gottfried Herder stirbt am 18.Dezember.
Grabesstätte in der Stadtkirche von Weimar
Seine wichtigsten Werke
1. Theologische Schriften
Erläuterungen zum Neuen Testament
Briefe, das Studium der Theologie betreffend
2. Sprachphilosophische Schriften
Abhandlung über den Ursprung der Sprache
Herder erklärt die Entstehung der Sprache aus der geistigen Natur
des Menschen und aus seiner Vernunftfähigkeit
3. Geschichtsphilosophische Schriften
Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit
"Des Menschen ältere Brüder sind die Tiere..." aber:
"Der Mensch ist der erste Freigelassene der Schöpfung; er stehet aufrecht.
Die Waage des Guten und Bösen, des Falschen und Wahren hängt in ihm."
Briefe zur Beförderung der Humanität
"Humanität ist der Schatz und die Ausbeute aller menschlichen
Bemühungen, gleichsam die Kunst unsres Geschlechts."
4. Schriften zur Literaturtheorie und Literaturkritik
Kritische Wälder
Anstelle von Nützlichkeit und Vergnügen erhebt Herder das Gefühl,
das Schöpferische und das Geniale zu den Kriterien der Kunstbetrachtung.
5. Von deutscher Art und Kunst
Sammlung wichtiger Texte der Sturm und Drang- Bewegung, z.B. sein
Aufsatz über Shakespeare
Neben vielen Übersetzungen lateinischer Dichter schreibt Herder
auch Beiträge für verschiedene literarische Zeitschriften und
gibt eine eigene Zeitschrift heraus:"Adrastea"(6 Bände)
Darin sind enthalten Rezensionen und Kritiken zeitgenössischer
und antiker Literatur.
6. Eigene literarische Produktion
verschiedene Gedichte, Fabeln, Epigramme
Dramenentwurf: "Der gefesselte Prometheus"